Die niedersorbische Tracht

Die niedersorbische Festtagstracht - oft als Spreewaldtracht bezeichnet - wird mittlerweile wieder oft auch schon von den Jüngsten zu festlichen Anlässen stolz getragen. Im 20. Jahrhundert legten viele Frauen in der Niederlausitz die Tracht ab. Nur die Festtagstracht blieb ununterbrochen fester Bestandteil zu traditionellen Veranstaltungen wie Kokot oder Zapust.

Spitze und Stickereien sind dabei die Zier wendischer Festtagstrachten.

Menschen in Spreewaldtracht

Seit der Jahrtausendwende ist ein Umschwung zu erkennen. Selbst wenn die Tracht nicht wieder ausschließlich getragen wird, weil sie für viele Bereiche des modernen Lebens einfach nicht geeignet ist. So werden doch auch Alltags-, Ausgangs-, Kirchgangs- oder Arbeitstrachten immer öfter aus den Truhen geholt, um sie entsprechend ihrer Bestimmung oder bei passenden Anlässen wieder zu nutzen.

wendische Fastnacht Drachhausen
niedersorbische wendische tracht
Spreewaldtracht niedersorbische tracht
Keine Tracht gleicht einer anderen!

Die einzelnen Bestandteile der Tracht

Die Trachten bestehen wie in vielen Regionen Europas aus Röcken, Miedern, Halstüchern, Jüpchen, Blusen, Kopftüchern und Schürzen.

 

Früher üblich wurden erst Unterkleidchen angezogen. Darüber der Unterrock, dann Jüpchen, Rock und das Halstuch. Die Blusen kamen erst mit der Textilindustrie im 20. Jahrhundert. Sie ersetzten die Jüpchen und Halstücher. Zum Schluß kamen noch die Schürze und das Kopftuch.

 

In der Lausitz sind die Mieder an die Röcke angenäht, es sind also Miederröcke. Lediglich einige Unterröcke kommen gelegentlich auch ohne Mieder vor. Unterröcke, Arbeits- und Alltagsröcke sind meist nur mit einem einfachen Samtband geschmückt. Röcke, die zusätzlich noch einen Spitzenbesatz haben, werden zum Kirchgang oder auch zum Ausgang und zum Tanz getragen.

Die Festtagsröcke sind die, die die meisten mit der "Spreewaldtracht" in Verbindung setzen. Reich verziert mit einem bestickten Rockband und schöner Spitze, teilweise auch noch weitere Bänder und Kordeln. Je nach Ort und Zeit gibt es dabei große Unterschiede. Viele Röcke sind heute wesentlich kürzer als vor 100 Jahren. Verwendete Muster und Materialien haben sich ebenfalls verändert. Gerade die Festtagstracht ist keine Truhentracht und so unterliegt sie seit jeher einem Wandel, wie es bei aller Mode der Fall ist.

 

Die Kopftücher waren ursprünglich wirklich aus einem großen, diagonal gefalteten Tuch, das im Nacken gekreuzt und am Oberkopf verknotet wurde. Erst begann man, die Knoten mit Pappe zu stärken, um die Tücher nicht immer neu binden zu müssen. Im Laufe der Zeit wurden die Kopftücher immer größer und auch die Seitenteile sowie die auf dem Rücken befindliche Ecke verstärkt. Schließlich wurden die Tücher in drei Teile geschnitten. Das Tuch, das den Hinterkopf bedeckt und die beiden Seitenteile. Alles wird nun verstärkt und mit Nadeln zusammengesteckt auf dem Kopf getragen. Je nach dem, wie der Knoten geformt wurde, entstanden auf diese Weise die heute recht unterschiedlichen Kopfbedeckungen, die mittlerweile Hauben genannt werden.

Auch bei den Kopftüchern gab es verschiedene - je nach Anlass. Zur Arbeit wurden vor allem kleine, im Nacken gebundene getragen. 

 

Die Jüpchen sind wie kleine Blusen, mit Spitzenbesatz an den Ärmeln, jedoch ohne Verschluss. Sie werden mit einer Sicherheitsnadel zusammengehalten und unter dem Mieder des Rockes getragen.

 

Die Halstücher wurden ursprünglich bei jeder Tätigkeit getragen. So gab es einfachere, die im Alltag oder zur Arbeit getragen wurden. Lange waren sie verschwunden, doch mittlerweile sieht man diese wieder öfter. Gerade im Tourismus wird wieder Wert darauf gelegt, dass die getragene Tracht auch zum Anlass passt. Die schön bestickten und mit Spitzen besetzten Halstücher waren dagegen ununterbrochen Bestandteil der Festtagstracht. Zu den entsprechenden Anlässen kann man sie in vielfältigster Weise bestaunen. Einige legen Wert darauf, dass die Muster denen entsprechen, die es schon seit vielen Jahrzehnten gibt, andere entwickeln ganz eigene Blütenkanten.

 

Die Schürzen gab es ursprünglich natürlich auch für jeden Anlass. Einfache aus robusten Stoffen für Alltag und Arbeit, edlere Stoffe für den Gang zur Kirche oder auch zum Ausgang. Einige haben in vergessenen Winkeln ihrer Häuser noch solche Schätze aus längst vergangenen Zeiten gefunden und tragen diese jetzt auch wieder mit Stolz. So gab es auch die Möglichkeit, neue derartige Schürzen zu nähen, die zumindest im Ansatz den alten ähneln.

Die Spitzenschürzen waren natürlich wieder für die besonderen Feste. Doch auch hier hat sich einiges im Laufe der Zeit getan. Anfangs gab es weiße Schürzen mit schmalen Einsätzen aus Spitze. Mittlerweile besteht die Schürze fast nur noch aus relativ breiten Spitzeneinsätzen. In einigen Dörfern werden diese gestärkt und in Falten gelegt getragen. Daher gibt es mittlerweile auch plissierte, bei denen sich das aufwendige Legen erübrigt.


Ein besonderes Urlaubserlebnis: Die Tracht hautnah! Wenn Sie wünschen, können sie gegen ein kleines Entgelt Trachten hautnah erleben. Gern zeige ich Ihnen verschiedene Trachten verbunden mit interessanten Informationen. Sprechen Sie mich einfach darauf an!